Kennst du das? Du möchtest unbedingt wieder mal ein gutes Buch lesen. Ein Buch, das anders ist als die anderen Bücher, die du sonst immer liest. Daraufhin gehst du in einen Buchladen und durchstöberst dort die Abteilungen nach diesem einen besagten Buch. Doch plötzlich hast du das Gefühl, alle Buchtitel und Inhaltsangaben sind sich ähnlich und die Buchcover sehen immer gleich aus. Kein Buch hebt sich von dem anderen ab. Hast du das auch schon erlebt?
Ich hatte dieses Phänomen leider ziemlich oft erlebt. Selten war es daher, wenn ich mal mit einem Buch in der Hand den Buchladen verlassen habe. Schon als Kind habe ich viele Bücher gelesen und je älter ich wurde, desto anspruchsvoller wurde ich. Ich war immer wieder auf der Suche nach einem Buch, das anders war als die bisherigen Bücher, die ich gelesen habe. Einem Buch, das einzigartig ist.
Als ich mein Buch “Löffle dein Leben” also zu Ende geschrieben hatte, stand ich vor dieser Herausforderung: Mein Buch sollte sich von den anderen Büchern abheben, es sollte einzigartig sein. Es sollte dieses eine Buch sein, mit dem ich die Buchhandlung verlassen würde.
Herausforderung Nummer 1: Buchtitel finden
Auf meinem Laptop hatte ich meine Geschichte unter “Xenijas musical clock” abgespeichert. Mir war von vornherein klar gewesen, dass das Buch niemals diesen Buchtitel erhalten wird. Es war der reinste Zungenbrecher, aber für meine Zwecke hatte der Name gereicht. In meinem Buch geht es schließlich um die Freundschaft zwischen Xenija und mir und ich hatte ihr damals ein selbst komponiertes Klavierstück gewidmet, welches den Namen “Xenijas musical clock” trug.
Ich erinnere mich daran, als ich das Klavierstück vor Publikum spielte. Bevor ich die erste Klaviertaste gedrückt hatte, hatte ich dem Publikum den Namen des Klavierstückes verkündet und prompt hatte ein Mann mich gebeten, den Namen nochmal zu wiederholen, weil er ihn nicht verstanden hatte.
Aus diesem Grund musste ein anderer Buchtitel her und ich entschied mich für den Namen “Lebensziel 39”. Wenn ich das Buch veröffentlichen würde, hätte ich mein 39. Lebensziel erreicht. Besonders kreativ war dieser Titel nicht und so ganz zufrieden war ich damit auch nicht, aber monatelang war mir nichts besseres eingefallen.
Herausforderung Nummer 2: Buchcover gestalten
Nun brauchte ich für meinen nicht spektakulären Buchtitel noch ein passendes Buchcover. Das Buchcover sollte aber kein gängiges Buchcover sein. Ich wollte nicht diese typische Buchcover: Eine Person ist nur von hinten zu sehen, nur die Hälfte eines Gesichtes ist abgebildet, um den Buchtitel gibt es nur langweilige Schnörkeleien. Keine Frage, diese Buchcover sind wunderschön, aber keine Seltenheit.
Da ich mich jedoch noch nie zuvor mit der Gestaltung eines Buchcovers auseinandergesetzt hatte, hatte ich mich verzweifelt an meinen Mann gewandt: “Wie gestalte ich ein Buchcover?”
“Frag doch die Waltraud, ob sie dir eins malt”, riet mir mein Mann.
Die Idee fand ich von Anfang an super. Waltraud, meine Schwiegermutter, ist eine begnadete Zeichnerin. Sie malt viel mit Wasserfarben und ein Buchcover, welches aus Wasserfarben gemalt wurde, hatte ich bisher noch nie in einer Buchhandlung gesehen.
Daraufhin druckte ich Waltraud mein Buch aus und sagte ihr, sie solle einfach drauf los zeichnen. Ich gab ihr freie Hand. Also malte meine Schwiegermutter mir das erste Cover. Es zeigte Benedikt, Xenija und mich an unserer Hochzeit. Der unkreative Buchtitel fand oben auf dem Bild seinen Platz.
Zuerst war ich verzaubert von dem Cover. Die Löffel waren zum einem ein Hinweis auf meine Löffelliste. Zum anderen kreuzten sich die Löffel, die Xenija und ich in den Händen hielten, und spielten auf unsere Seelenverabredung an. Es war wirklich ein kreatives Bild.
Doch dann stellte ich mir vor, ich würde in eine Buchhandlung gehen und würde mein Buch mit diesem Cover und mit diesem Titel in den Händen halten: Ich hätte das Buch nicht gekauft. Das Buch wäre zwar anders als die anderen Bücher. Doch würde ich das Buch und dessen Inhalt nicht kennen, hätte ich mit dem Buchtitel und dem Buchcover nichts anfangen können. Ich wäre von dem Buchcover mehr verwirrt gewesen, als das es mich angesprochen hätte.
So stand also fest: Es musste ein anderes Cover her.
Ganz umsonst hatte meine Schwiegermutter das Bild nicht gemalt. Überraschenderweise stellte ich fest: Ein Lebensziel hatte sich von mir erfüllt, welches ich mir auf meine Löffelliste geschrieben hatte. Ich wollte einmal im Leben gemalt werden.
Nochmal alles auf Anfang!
Meine Schwiegermutter bekam von mir den Auftrag ein neues Bild zu malen. Dieses Mal entschied ich, was sie malen sollte: Das neue Cover sollte einen Teil meiner Lebensziele aufzeigen. Das hatte sie auch wunderbar hinbekommen. Wieder einmal war ich verzaubert von ihrem kreativen Bild:
Nun hatte ich endlich ein Buchcover, das ungefähr meinen Erwartungen entsprach. Doch mit meinem Buchtitel war ich immer noch nicht zufrieden.
Eines Tages saß ich völlig enttäuscht am Esstisch, mein Mann mir gegenüber. Er sagte zu mir: “Warum guckst du wie ein Häufchen Elend?”
Ich hatte geseufzt. “Ach, wegen meinem Buch. Es hat keinen Titel. Lebensziel 39 klingt so einfallslos. Aber etwas besseres will mir nicht einfallen.”
“Oh Mann, du nervst mich mit deinem Buch. Wie oft willst du mir damit noch die Ohren vollheulen?”
Er hatte Recht gehabt. Ich hatte schon Wochenlang diesbezüglich Trübsal geblasen. “Aber es ist mein Traum ein Buch zu veröffentlichen und ich will es gut machen”, hatte ich entgegnet.
Benedikt rollte genervt die Augen. Er kann es auf den Tod nicht leiden, wenn ich Trübsal blase.
“Kannst du mir nicht helfen und mit mir über einen Buchtitel nachdenken?”, jammerte ich. “Ich weiß nicht weiter. Es soll irgendwie auf meine Löffelliste anspielen.”
Einen Momentlang war es still um Benedikt. Dann sagte er ganz beiläufig, fast gleichgültig und genervt: “Wieso nennst du es nicht einfach “Löffle dein Leben”?”
Ich hatte ihn mit großen Augen angestarrt und konnte es kaum fassen. “Oh mein Gott”, hatte ich ausgerufen. “Das ist es!” Wie eine Verrückte hatte ich angefangen zu lachen. “Wieso hast du das nicht früher gesagt?”
Meine Schwiegermutter war ebenfalls hin und weg von dem Buchtitel und hatte mir gleich darauf ein neues Bild gemalt. Und dieses Bild gefiel mir anfangs ganz und gar nicht. Es war so unspektakulär. Aber je länger ich es betrachtete, desto passender fand ich es zu meinem Buchtitel.
Und so entstand mein Cover zu meinem Buchtitel “Löffle dein Leben”.
Als ich mein Buch das erste Mal in den Händen hielt, wusste ich, dass ich mein Buch kaufen würde, würde es in einer Buchhandlung stehen.