Oft gibt es Phasen in meinem Leben, in denen ich über den Tod und das Leben danach nachdenke- (wenn es überhaupt ein Leben danach gibt). Mich überkommt jedes Mal eine Angst und Panik, denn – wie die meisten Menschen – möchte ich natürlich jetzt noch nicht sterben. Ich hänge an meinem Leben, möchte meinen Mann und meinen Sohn nicht verlassen, sondern weiterhin mit ihnen gemeinsam ein tolles Leben führen.
Aber was wäre, wenn ich jetzt sterben würde? Auf der Stelle? Was wäre, wenn ich meine Familie jetzt verlassen müsste? Es schnürt mir die Kehle zu, wenn ich mir klar mache, dass nach dem Leben vielleicht nichts auf mich warten wird. Denn alles, was ich liebe, befindet sich genau hier. Im Leben.
In solchen Phasen denke ich dann an die Zeit vor meiner Schwangerschaft zurück.
Ich werde nicht schwanger: Was kann ich tun?
Neun Monate hatte es gedauert, bis mein Schwangerschaftstest endlich positiv war. Andere Frauen warten sogar noch länger. Für mich waren die neun Monate schon lange genug.
Überall hörte ich Bekannte, die schwanger waren, sagen, die Schwangerschaft hätte direkt beim ersten Mal geklappt. Eine Welle von Eifersucht und Enttäuschung hatte mich jedes Mal bei solchen Worten erfasst. Es fühlte sich nicht fair an, dass eine Schwangerschaft bei mir und meinem Mann einfach nicht klappen wollte. Ich wollte so gerne ein Baby, ein Kind. Ich wollte eine Mama sein, eine kleine Familie haben. Ich sah darin meine Lebensaufgabe. Was sonst würde das Leben für mich bereit halten? Was war sonst der Sinn des Lebens? Was sollte ich sonst mit meinem Leben anfangen?
Wie besessen drehte sich mein Leben nur noch um Schwangerschaften und Babys. Meine Freunde und Familie rieten mir, locker zu bleiben, nicht krampfhaft daran zu denken, denn dann würde es eh nicht klappen.
Es dauerte, bis diese Worte in mein Unterbewusstsein drangen, denn das waren einfacher gesagt, als getan. Dabei stellte ich mir eine Frage: Gab es vielleicht noch eine andere Lebensaufgabe für mich, für die es sich zu leben lohnte? Die das Leben lebenswert machen konnte?
Eine neue Lebensaufgabe finden – Ein Zeichen des Universums
Was wäre, wenn ich keine Kinder kriegen konnte? Wo würde dann der Sinn des Lebens liegen?
Seitdem ich schwanger werden wollte, lebte ich nicht mehr im Hier und Jetzt. Ich wartete auf jeden neuen Zyklus. Ich sehnte die Tage herbei, bis ich endlich wieder einen Eisprung hatte. Und ehe ich mich versah, war ich wieder einen Monat älter, ohne die Tage sinnvoll genutzt zu haben. Kummer hatte mein Leben geziert.
Also sah ich ein, meine Gedanken zu ändern. Ich suchte mir eine neue Lebensaufgabe. Eine, die ich beeinflussen konnte. Ich würde mein Buch veröffentlichen. Ich würde nochmal studieren, meinen Heilpraktiker machen, anderen Menschen mit der Wirkung von Heilpflanze helfen. Ich würde meinem Leben wieder Sinn geben, vielleicht Kinder adoptieren, wenn es mit der Schwangerschaft weiterhin nicht klappen sollte. Ich würde jeden Tag genießen. Wenn ich meinem Leben einen Sinn geben würde, dann wäre der Tod nicht mehr so beängstigend, denn ich könnte nichts bereuen.
Ich kann das Leben nicht aufhalten, ich kann das Älterwerden nicht verhindern, aber ich kann jedem Tag eine Bedeutung schenken. Was eignet sich dafür nicht besser als eine Löffelliste? Was eine Löffelliste ist, erfährst du auf meiner Website und in meinem Buch “Löffle dein Leben”.
Einen Monat später hielt ich meinen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Ein Zeichen des Universums, dass ich das Leben verstanden hatte.
Carpe diem – Nutze den Tag
Wenn das Leben gelebt wird, wenn jeder Tag genossen wird, dann ist es doch egal, was nach dem Tod auf einen wartet. Wenn wir alles aus dem Leben herausgeholt haben, mit unseren Erfahrungen gewachsen sind, brauchen wir auch keine Angst vor dem Tod haben. Auch wenn nach dem Tod vielleicht nichts und niemand auf uns wartet, können wir uns nichts zu Schulden kommen lassen.
Ein neues Studium habe ich nicht angefangen, denn ich bin meiner Leidenschaft – dem Schreiben – nachgegangen und habe mein Buch “Löffle dein Leben” veröffentlicht. Das Schreiben erfüllt mich und mein Leben mehr als genug. Zudem genieße ich jede Sekunde mit meinem Sohn und erfreue mich des Glückes, dass ich ihn hatte geboren dürfen.